26. Juni 2006 |
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Fahrradfreundliche Städte erarbeiten Baustellenempfehlung |
Welcher
Radfahrer wird auf seinen täglichen Wegen schon gerne mit der Aufforderung konfrontiert,
abzusteigen und sein Fahrrad zu schieben? Diesen Mangel im Bereich von Baustellen
kritisierten die Gladbecker Radfahrer wiederholt in zwei Umfragen des ADFC in 2003 und
2005 und quittierten das der fahrradfreundlichen Stadt Gladbeck mit deutlich schlechten
Noten.
Und nicht nur Zweiradfahrer,
sondern auch Fußgänger oder auch behinderte und ältere Menschen ärgern sich
regelmäßig über die oft unsensible Baustelleneinrichtungen entlang Gladbecks Straßen.
Nur unwillig folgen Fußgänger der Aufforderung, doch schnell mal die Straßenseite zu
wechseln und weichen stattdessen auf die Fahrbahn aus. Insbesondere für Kinder kann das
eine nicht immer ungefährliche Lösung sein. Für Rollstuhlfahrer bedeuten Baustellen
häufig das Ende ihres Weges, weil notwendige Absenkungen fehlen oder erforderliche
Durchfahrtsbreiten nicht gegeben sind. Von gleichberechtigter Verkehrsteilnahme - wie sie
der Gesetzgeber mit dem Behindertengleichstellungsgesetz fordert - kann nicht die Rede.
Die Verwaltung begründet die Häufung an Gehwegaufbrüchen mit wirtschaftlichen Aspekten.
Ver- und Entsorgungsleitungen werden in Gladbeck in der Regel in Geh- und Radwegen
verlegt, weil deren Aufbruch billiger und einfacher sei, als ein Aufbruch von Straßen.
Leidtragende sind also meistens die schwächsten Verkehrsteilnehmer.
Die Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Städte und Gemeinden des Landes NRW hat
diesen Missstand erkannt und Empfehlungen für die zuständigen Baustellenleiter in den
Kommunen erarbeitet. Die Stadt Gladbeck ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft. Es gibt
keinen vernünftigen Grund, das Schild Radfahrer bitte absteigen
überhaupt einzusetzen, macht die Arbeitsgemeinschaft in ihrem Leitfaden deutlich
und stellt fest: Es gibt immer eine bessere Lösung. Ohnehin soll der Radverkehr -
wie für den Autoverkehr ganz selbstverständlich - grundsätzlich eine befahrbare
Führung erhalten.
Auf Antrag der Grünen beschäftigte sich der Stadtplanungs- und Bauausschuss in seiner
Juni-Sitzung mit den Empfehlungen der Arbeitsgemeinschaft. Da die Stadt als Mitglied der
Arbeitsgemeinschaft Mitherausgeber der Empfehlung ist und die Baustellen-Problematik
aufgrund der ADFC-Umfragen lange bekannt ist, ging man davon aus, dass die in der
Broschüre empfohlenen Regelpläne zukünftig in Gladbeck zur Anwendung kommen. Doch die
Verwaltung übte sich in Zurückhaltung, will die eigenen Empfehlungen zunächst im Hause
prüfen und bat um Vertagung. Die Grünen sind aber zuversichtlich, dass die Empfehlungen
nach der Sommerpause durch den Ausschuss verabschiedet werden und damit der besseren
Berücksichtigung von Radfahrern, Fußgängern, behinderten und älteren Menschen sowie
Eltern mit Kinderwagen Rechnung getragen wird. Schließlich wäre es schizophren, würde
die Stadt ihre eigenen Empfehlungen als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft
Fahrradfreundlicher Städte ablehnen. Nicht zuletzt wird die Broschüre den Kommunen vom
Landesverkehrsministerium zur Anwendung empfohlen.

Links zu diesem Thema:
Antrag vom 25.05.2006: "Baustellensicherung
im Bereich von Geh- und Radwegen"
Broschüre "Baustellensicherung
im Bereich von Geh- und Radwegen" (pdf, 1,6 MB)
Ergebnisse des Fahrradklimatests 2005 von
ADFC und BUND
Ergebnisse des Fahrradklimatests 2003 von ADFC und BUND
Mitteilung vom 26.10.2005: "Fahrradfreundlich in
Baustellen absteigen"
Mitteilung vom 15.04.2004: "RadlerInnen können
Fahrradklima bewerten"
Mitteilung vom 07.11.2004: "Radfahrer sollen
nicht mehr absteigen müssen"
Antrag "Straßenbaustellen in
Gladbeck" vom 06.11.2004
Mitteilung vom 15.03.2004: "Jetzt weiter kräftig in
die Pedale treten"



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