29. April 2005 |
zurück
|
"Erneuerbare Energien bedeuten Wachstum und Beschäftigung" |
Am 15.
März 2005 verabschiedete die Emscher-Lippe-Allianz gemeinsam mit der Landesregierung auf
ihrer Konferenz in Gelsenkirchen eine Zielvereinbarung zur Entwicklung der Region. Zum
Inhalt der Vereinbarung befragten wir den Stadtverbandssprecher und Landtagskandidaten von
Bündnis 90 / DIE GRÜNEN,
Bernd Lehmann.
Frage:
Im März haben Landesregierung und Region eine gemeinsame Zielvereinbarung für den
Emscher-Lippe-Raum abgeschlossen. Die Gewerkschaften loben, dass hierdurch 30.000
Arbeitsplätze entstehen könnten. Warum kritisieren Sie die Vereinbarung?
Lehmann: Im Gegenteil. Wir haben immer eine starke regionale Zusammenarbeit
gefordert. In unserem dichten Siedlungsraum macht es keinen Sinn, in engen Stadtgrenzen zu
denken. Arbeitsplätze, die in Bottrop und Gelsenkirchen entstehen, kommen natürlich auch
Gladbecker Arbeitssuchenden zu Gute.
Dennoch bemängeln Sie, dass Gladbecker Potenziale mit der Vereinbarung zu wenig
genutzt würden.
Das ist richtig. Unsere Stadt taucht in der Vereinbarung ausschließlich im Zusammenhang
mit dem Ausbau der B224 zur A52 auf. In diesem Zusammenhang werden wir lediglich als
Bremsklotz gesehen. Die Zielvereinbarung fordert daher eine zügige Realisierung des
Projektes. Anderseits werden die Möglichkeiten, die unsere Stadt zur Entwicklung des
Emscher-Lippe-Standortes beitragen kann, vernachlässigt.
Was schwebt Ihnen da vor?
Beispielsweise wird die Logistikwirtschaft als Kompetenzfeld unserer Region
herausgearbeitet. Mit den Bahn- und Hafenbetrieben haben wir ein großes
Logistikunternehmen vor Ort. Das vorliegende Konzept konzentriert sich wie so oft aber nur
auf den Ausbau von Straßen.
Die Zielvereinbarung will auch Zukunftsenergien ausbauen. Müsste das die Grünen
nicht freuen?
Es hat in der Tat lange gedauert, bis endlich erkannt wurde, dass erneuerbare Energien
auch Wachstum und Beschäftigung bedeuten und keine Öko-Spielereien sind. Mit dem
Innovationszentrum Wiesenbusch haben wir ein viel beachtetes Kompetenzzentrum für
Solarthermie und Wärme-Pumpen-Technik vor Ort. Rockwool als Marktführer in der
Wärmedämmung betätigt sich in der energetischen Optimierung von Immobilien. Und beim
Rathausneubau werden wir an unserer Forderung festhalten, dass auf das Dach einer modernen
Verwaltung ein Solarkraftwerk gehört. Die Stadt soll diese Maßnahme auf Grundlage der
Zielvereinbarung als Pilotprojekt anmelden.
Ein Modewort, das auch in der Zielvereinbarung auftaucht, ist der
Masterplan. Haben wir nicht schon genug Pläne, die in den Schubladen
schlummern.
Wenn man an das Freizeitgutachten Wittringen denkt, in das die Verwaltung 130.000 Euro
gepulvert hat, trifft das sicherlich zu. Denn der Plan hat leider nicht dazu geführt,
dass man das Tourismuspotenzial unserer Freizeitlandschaft mit Schloss und Halden
anerkennt. Die Region hat sich vorgenommen im Freizeitbereich 10 % zusätzliche
Arbeitsplätze zu schaffen. Das Gladbecker Wellness-Zentrum und die Motodrom-Arena aus dem
Gutachten wurden aber wohl zu Recht als Nonsens abgestempelt.
Würde das Wellness-Zentrum nicht eher in den Bereich Gesundheitswirtschaft
fallen, wo die Region ebenfalls Wachstumspotenziale sieht?
Die Gesundheits- und Seniorenwirtschaft ist tatsächlich ein wichtiger Wirtschaftszweig.
Das von uns in Brauck geplante Reha-Zentrum und das ursprünglich vorgesehene
Suchttherapiezentrum sollen zusammen 135 Arbeitsplätze schaffen. Wir werden dafür
sorgen, dass diese Projekte in den jetzt anvisierten Masterplan Gesundheitswirtschaft
einfließen.
Jetzt erkennt man also die wirtschaftliche Bedeutung von Senioren. Zu Pisa-Zeiten
stand noch die Jugend im Vordergrund. Wird dieses Thema aktuell ausgeblendet?
Natürlich nicht! Die Emscher-Lippe-Region will sich zu einer Region der
Bildungsförderung weiterentwickeln. Auch hier hat der Gladbecker Rat mit dem vor kurzem
gegründeten Fonds für Kinder, Jugend, Familie und Bildung schon gute Voraussetzungen
geschaffen. Eine mit der Landesregierung vereinbarte Maßnahme ist zum Beispiel die
besondere Förderung der Betreuungsangebote für unter dreijährige Kinder. Dies ist auch
eine grüne Forderung. Außerdem sollen Sprachförderprogramme und Präventionsmaßnahmen
modellhaft erprobt werden. Durch unseren Fonds bietet sich Gladbeck als Modellstadt an.
Insgesamt ziehen Sie also ein positives Urteil zur Zielvereinbarung.
Die Zielvereinbarung ist ein Grundsockel. Meine Partei wird die allgemeinen
Absichtserklärungen mit Leben füllen und auch in Gladbeck konkrete Projekte einfordern.
Schöne Worte allein schaffen keine Arbeitsplätze; die Verfasser der Zielvereinbarung
müssen ihren Worten nun Taten folgen lassen.

Links zu diesem Thema:
Zielvereinbarung
"Gemeinsam für die Region" vom 15.04.2005 (pdf, 296 KB)
Mitteilung
"Gladbecker Potenziale zu wenig genutzt!" vom 29.04.2004
Mitteilung
"Belügt Bürgermeister Roland die Öffentlichkeit?" vom 15.04.2004
Antrag: "Geplanter Ausbau der B224 zur A52 / Aussagen des Bürgermeisters
anlässlich der Perspektivkonferenz in Gelsenkirchenvom" vom 18.04.2005
Verwaltungsvorlage für den
Wirtschaftsausschuss am 10.05.2005 (pdf, 49 KB)



Diskutieren Sie mit uns über dieses
Thema! Gelegenheit zur Meinungsäußerung haben Sie in unserem Forum.
Oder treten Sie direkt persönlich mit uns in Kontakt! Ihr Ansprechpartner in dieser
Angelegenheit ist Bernd Lehmann.

|