15. Juni 2005 |
zurück
|
Schreiben an den Geschäftsführer der Energie Agentur NRW, Prof. Dr.
Hüttenhölscher
PPP-Projekt in
Gladbeck: Neubau eines Verwaltungsgebäudes
hier: Wirtschaftlichkeit einer Photovoltaikanlage |
Sehr geehrter Herr Dr.
Hüttenhölscher,
die Stadt Gladbeck errichtet zur Zeit ein neues Verwaltungsgebäude für rund 300
Beschäftigte im Herzen unserer Stadt (www.rathaus-gladbeck.de). Die Realisierung des
ehrgeizigen Projektes erfolgt als Public-Private-Partnership-Maßnahme und wird durch die
PPP-Task-Force des Landes Nordrhein-Westfalen betreut und begleitet. Projektpartner und
Bauträger ist die Hochtief PPP Solutions GmbH.
Bereits während der Projektvorbereitungsphase hatte meine Fraktion die kompetente
Beratung Ihrer Agentur in Anspruch genommen, um den zukünftigen Verwaltungsbau
energetisch zu optimieren und Betriebskosten zu senken. Mit Ihrer Hilfe wurde damals u.a.
die Möglichkeit geprüft, den Neubau in Passivbauweise herzustellen und diese Vorgabe in
das aufwendige Ausschreibungsverfahren einzubeziehen. Die intensive Diskussion über
diesen hohen energetischen Standard führte letztendlich zu einvernehmlich beschlossenen
Umweltkriterien, die der Rat der Stadt Gladbeck verbindlich für das PPP-Projekt vorgab:
Zum einen sollte der Runderlass Umweltschonendes Bauen des Landes NRW
Anwendung finden. Zum anderen wurde als Kompromiss zum Passivhausbau ein
Jahresheizwärmebedarf von ca. 30 % unter dem Zielwert der Energieeinsparverordnung als
Zielvorgabe für den Neubau vorgegeben.
Diese umweltrelevanten Vorgaben konnten letztendlich auch mit Hilfe der Energieagentur
NRW gemacht werden. Nun gilt es, die Umsetzung und Ausgestaltung der beschlossenen
Standards im weiteren Verfahren zu kontrollieren. So sieht der Runderlass
Umweltschonendes Bauen unter Pkt. 3.5.4 u.a. vor, dass der Einsatz
regenerativer Energien zu untersuchen ist. Laut eigener Angaben des Bauträgers Hochtief
bietet die Dachfläche des geplanten Neubaus die Möglichkeit, Photovoltaikanlagen mit
einer Gesamtleistung von bis zu 54 kWp zu installieren. Gemäß des Runderlasses baten
wir die Verwaltung in Abstimmung mit dem Bauträger die Wirtschaftlichkeit einer solchen
Anlage zu prüfen. Dies nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass die
Emscher-Lippe-Konferenz als Zusammenschluss der Städte und der handelnden Akteure in
unserer Region in den Zukunftsenergien ein wichtiges Handlungsfeld der Standort- und
Wirtschaftsentwicklung sieht. Es erscheint daher folgerichtig, dass die Stadtverwaltung
ihrer Vorbildfunktion gerecht wird und den praxistauglichen Einsatz dieser Technologie
auf ihren eigenen Neubauten anschaulich demonstriert.
Während der Solarrechner, den Sie auf Ihren Internetseiten zur Verfügung stellen, die
Wirtschaftlichkeit der PV-Anlagen aufgrund des Energieeinspeisegesetzes sowie anderer
Fördermodalitäten bestätigt, stellt der Bauträger die PV-Anlage als unwirtschaftlich
und somit als nicht realisierbar dar. Um die Diskrepanz zwischen den Angaben Ihres
Förderrechners und den Angaben von Hochtief zu analysieren, baten wir das Unternehmen,
uns seine Wirtschaftsberechnung zur genaueren Prüfung zur Verfügung zu stellen. Dieser
Bitte ist das Unternehmen jedoch leider bisher nicht gefolgt. Als Eckdaten stehen uns
lediglich die Angaben zur Verfügung, die Hochtief innerhalb der Beratung über das Thema
im Stadtplanungs- und Bauausschuss vom 24.02.2005 machte (siehe Anlage). Das Unternehmen
begründete die Diskrepanz u.a. damit, dass Ihr Förderrechner Abschreibungsmöglichkeiten
vorsieht, die Hochtief in diesem Maße nicht nutzen kann.
Über eine Einschätzung der Wirtschaftlichkeit einer PV-Anlage mit den geprüften
Leistungen von 4 kWp, 8 kWp und 54 kWp durch Ihre fachkundige Agentur würde ich mich
sehr freuen. Möglicherweise sind Ihnen weitere Finanzierungsmodelle bekannt, die eine
Realisierung unter Wirtschaftlichkeitsaspekten auch für Hochtief ermöglichen. Hochtief
hat beispielsweise laut eigenen Angaben lediglich Angebote für die PV-Anlage von BP Solar
eingeholt, da BP Solar zur gleichen Unternehmensgruppe gehöre. Von Gladbecker Bürgern,
die PV-Anlagen in einer Größe von bis zu 14 kWp errichtet haben, wissen wir aber, dass
es deutlich günstigere Anbieter am Markt gibt - so z.B. die Fa. Maas in Wesel.
Sollte sowohl die Stadtverwaltung als auch Hochtief trotz der ursprünglich vereinbarten
Vorgaben von der Nutzung regenerativer Energien Abstand nehmen, erwägen wir die
Realisierung einer PV-Anlage im Rahmen eines Bürgersolarprojektes. Auch hierzu werden wir
Ihre Beratung gerne in Anspruch nehmen. Sollten Sie Informationen und Hinweise zur
erfolgreichen Initiierung von Bürgersolarprojekten haben (Vereins- bzw.
Gesellschaftsstruktur, Gründung, Finanzierung etc.), wären wir Ihnen hierfür sehr
dankbar.
Für Ihre freundlichen Auskünfte bedanke ich mich bereits jetzt recht herzlich und
verbleibe
mit freundlichen Grüßen

Links zu diesem Thema:
Themenseite: Rathausneubau
Mitteilung "Reduzierung von
Treibhausgasen hat auch ihren Wert" vom 01.03.2005
Schriftwechsel mit der Verwaltung zum Thema
Photovoltaik, Oktober / November 2004
Runderlass "Umweltschonendes Bauen"
des Landes NRW



Diskutieren Sie mit uns über
dieses Thema? Gelegenheit zur Meinungsäußerung haben Sie in unserem Forum.
Oder treten Sie direkt
persönlich mit uns in Kontakt! Ihr Ansprechpartner in dieser Angelegenheit ist Bernd Lehmann.


|