22. Oktober 2005

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Schreiben an den NRW-Konzernbevollmächtigten der DB AG Reiner Latsch
Behindertengerechter Ausbau des Bahnhofs Gladbeck West gemäß Ausführungsvertrag Nr. 3 für den Ausbau der S9 vom 08.07.1993

Sehr geehrter Herr Latsch,

vor gut einem Jahr stellte sich Ihr Bahnhofsmanager, Herr Karl-Wilhelm Drews, im Juli 2004 den Demonstranten am Bahnhof Gladbeck-West, die den bereits seit Jahrzehnten versprochenen Ausbau unseres Bahnhofes einforderten. Knapp 10.000 Unterschriften hatten die Initiatoren der Demonstration, der Gladbecker Seniorenbeirat und die Arbeitsgemeinschaft zur Integration behinderter Menschen, gesammelt. Mit dem behin­dertengerechten Ausbau des Haltepunktes soll der Umstieg von den Linienbussen in die Bahnen und der Zugang zu den Bahnsteigen erleichtert und komfortabler gestaltet werden.

Die Aufwertung des Haltepunktes West wurde im Rahmen des „Ausführungsvertrages Nr. 3 zum Ausbau der S-Bahn-Linie 9“ am 8. Juli 1993 vertraglich zwischen dem Land Nordrhein-Westfalen und Ihrer Rechtsvorgängerin, der Deutschen Bundesbahn (DB), vereinbart. Als Maßnahmen wurden auf Seite 5 des Vertragswerkes unter anderem der „Neubau eines 150 m langen Inselbahnsteiges mit einer Höhe von 96 cm zwischen jetzigen Bahnsteig und der Streckenführung ‚Europabrücke‘“ festgehalten. Außerdem sieht der gültige Ausführungsvertrag die „Ausrüstung des Bahnsteiges nach S-Bahn-Standard“ und den „Einbau von Zugzielanzeigern“ vor. Eine zentrale und für die Glad­becker Fahrgäste wichtige Maßnahme, auf die sich die Vertragspartner verständigt haben, ist aber der „Neubau von zwei behindertengerecht gestalteten Bahnsteigzu­gängen (nördl. und südl. der Europabrücke) mit je einer Treppe und einem Aufzug als Verknüpfungspunkt zum innerstädtischen und regionalen Bussystem“.

Wie sich Ihre Mitarbeiter während der Demonstration vor Ort überzeugen konnten, sind die Bahnsteige auch nach 12 Jahren seit Bestehen des Ausführungsvertrages nur über ein steiles Treppenbauwerk zu erreichen. Der Umstieg zwischen den Bussen und Bahnen erfolgt über einen längeren Fußweg, der ebenfalls steile Rampen an der Euro­pabrücke beinhaltet. Diese Situationen werden den modernen Anforderungen an einen barrierefreien Nah- und Regionalverkehr nicht gerecht. Ein Umwegfreier Zugang zu den Verkehrssystemen, wie ihn die Behindertengleichstellungsgesetze von Land und Bund fordern, ist nach wie vor nicht gegeben.

Ernüchternd ist, dass Sie trotz des beachtlichen Protestes der Senioren- und Behin­dertenverbände sowie der vorliegenden Unterschriftenlisten, in die sich knapp 10.000 Bürgerinnen und Bürger eingetragen haben, scheinbar nach wie vor wenig Interesse an einer Lösung der Situation zeigen. Anders ist es nicht zu bewerten, dass sich seit der Demonstration vor gut einem Jahr nichts in Sachen Bahnhof West bewegt hat.

Dies verdeutlicht auch Ihr „Bahnhofsentwicklungsprogramm Nordrhein-Westfalen, Aktueller Stand und Konzeptionen 2004, Gemeinsam handeln, Erste Erfolge, Weitere Ziele erreichen“. Die baulichen Anlagen werden als zufriedenstellend, die Aufenthalts­qualität gar als gut bewertet. Unter dem Punkt Intermodalität, also der Verknüpfung mit anderen Verkehrsträgern, führen Sie den Linienbusverkehr nicht einmal mehr auf. Dies, obwohl der Bahnhof West, der auf Ihren Vorschlag hin zum Gladbecker „Hauptbahnhof“ umbenannt werden soll, abseits der Innenstadt liegt und somit eine gute Verknüpfung zwischen Bus und Bahn absolut erforderlich ist.

Wir fordern Sie daher zum wiederholten Male auf, den Gladbecker Fahrgästen eine zeitnahe Perspektive zu nennen, in der die unzureichenden Situationen am Bahnhof West endlich verbessert werden. In einem Werbefaltblatt, das Ihr Geschäftsbereich zum Ausbau der S-9 herausgegeben hat, heißt es: „19 Bahnhöfe und Haltepunkte werden zu modernen S-Bahn-Stationen umgebaut. 2 Stationen werden neu errichtet. Der Zugang zu den Bahnsteigen wird bequemer. Die Stationen werden behindertengerecht ausge­baut. [...] 1993 wurde der bedarfsgerechte Ausbau der S9 zwischen der Deutschen Bahn und dem Land Nordrhein-Westfalen vertraglich festgelegt. Erster Spatenstich: 3. Mai 1995 in Essen-Gerschede. Gesamtbauzeit: 3 Jahre. Die Inbetriebnahme ist für Mai 1996 vorgesehen.“ Dass Ihr Bahnhofsmanager Herr Drews 11 Jahre nach Inkrafttreten des Ausführungsvertrages unter Verleugnung Ihrer farbigen Werbeankündigungen auf der Demonstration laut Bericht der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung vom 09.07.2004 behauptet, „Für den Vertrag bin ich nicht verantwortlich“, stößt bei unseren Bürgerinnen und Bürgern zu Recht auf Unverständnis.

Ich bitte Sie daher um Auskunft, wie die weitere Zeitplanung für den Ausbau des Halte­punktes West, aber auch der Haltepunkte Zweckel und Ost, aussehen. Eine Kopie dieses Schreibens sende ich der Stadtverwaltung, dem Seniorenbeirat sowie der Arbeitsgemeinschaft zur Integration behinderter Menschen.

Mit freundlichen Grüßen

Bernd Lehmann
Ratsherr

Links zu diesem Thema:

3eck-li.gif (855 Byte) Antrag vom 30.09.2005, "Bahnverkehr in Gladbeck - Bahnhofsentwicklung..."

3eck-li.gif (855 Byte) Mitteilung vom 22.10.2005: "GRÜNE: Bürgerprotest endlich ernst nehmen!"

3eck-li.gif (855 Byte) Anfrage vom 15.06.2005, "Bahnhofaus- und Neubauten in Gladbeck"

3eck-li.gif (855 Byte) Dikussionsstrang in unserem Forum zum Thema Bahnhöfe

3eck-li.gif (855 Byte) Themenseite: Bahnhöfe



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