24. Juli 2002
Antrag für den Jugendhilfeausschuss
"Kinder- und Jugendfreizeitsituation in der
familienfreundlichen Stadt Gladbeck"Antrag nach § 7 GO
Sehr geehrter Herr Watenphul,
namens der Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN beantrage ich, den Punkt "Kinder- und
Jugendfreizeitsituation in der familienfreundlichen Stadt Gladbeck " auf die
Tagesordnung der Sitzung des Jugendhilfeausschusses zu setzen.
Begründung:
Kindern und Jugendlichen wird in der familienfreundlichen Stadt Gladbeck eine Vielzahl
organisierter Freizeitmöglichkeiten angeboten. Unter Beteiligung von Jugendgruppen und
Schulen wurde und wird engagiert der Ausbau von Spielplätzen und Jugendtreffpunkten
vorangetrieben. Die aktuell ausgebaute Anlage im Südpark mit ihrem Free-Climbing- und
Skating-Angebot ist nur ein Beispiel, das von den GRÜNEN begrüßt, unterstützt und
gefördert wird.
Nicht organisierte Freizeitaktivitäten von Kindern und Jugendlichen stoßen jedoch in
Gladbeck - auch in der jüngsten Vergangenheit - wiederholt auf Widerstände. Dies scheint
allerdings kein spezifischen Problem unserer Stadt, sondern vielmehr unserer Gesellschaft
zu sein. Gerade unsere Auszeichnung als kinder- und familienfreundliche Stadt durch das
Bundesfamilienministerium verpflichtet jedoch Verwaltung und Politik, gemeinsam als Anwalt
für die Belange unserer jungen Mitbürgerinnen und Mitbürger nach außen aufzutreten.
Die Diskussion um Jugendveranstaltungen im Volkspark Wittringen ist nur ein Beispiel für
die fehlende Toleranz und das mangelnde Verständnis für die Freizeitbedürfnisse der
jungen Generation. Immer wieder müssen junge Mitbürger ihre Belange in unserer Stadt
zurückstellen oder einschränken: Skater werden aus der Innenstadt verjagt, Bolzplätze
werden als Lärmbelästigung bewertet, Streetball-Körbe in verkehrsberuhigten Bereichen
stellen eine Gefahr für parkende Autos dar und Kinderspielplätze werden schon
vorsorglich (wie im Baugebiet Berliner Straße geschehen) außerhalb der Bebauung
angelegt, um möglichen Beschwerden vorweg zu greifen.
Gerade im Hinblick auf die - durch die schrecklichen Erfurter Ereignisse ausgelöste
-Wertediskussion sind Politik und Verwaltung gefordert, Kindern und Jugendlichen die
Möglichkeit zu geben, sich in unserer Stadt zu entfalten und ihren Aktivitäten
nachzugehen. Statt wie andere eine Zensur von Musik, Videos und Computerspielen zu
fordern, muss sich die familienfreundliche Stadt Gladbeck den Ursachen der Isolation
stellen und der Ausgrenzung und Reglementation von Jugendlichen offensiv entgegenwirken.
Beispielhaft möchten
wir die Verwaltung in diesem Zusammenhang bitten, eine Einschätzung zu den Abifeten und
der jagjam-Veranstaltung zu geben:
- auf welche Rechtsgrundlage stützt sich die Einzelklage, die die Jugendveranstaltungen
im Resultat auf 1 Uhr beschränkt hat? Welche Möglichkeiten hat die Stadt, hier als
Anwalt der jungen Generation aufzutreten?
- wurden beispielhafte Lärmmessungen durch Aufstellung eines Lautsprecherwagens auf der
Bogenschießanlage getätigt, die die Anschuldigungen des Butendorfer Anwohners bestätigt
haben? In welcher Relation liegen die Veranstaltungsemissionen zu Lärmemissionen der A 52
und der B 224? Bei wem liegt die Beweispflicht?
- Wie wird mit dem Thema weiter umgegangen? Gibt es Ersatzstandorte?
- Kommt eine Nutzung der Maschinenhalle Zweckel auch für Jugendveranstaltungen in
Betracht, was wiederholt gefordert wurde und von uns unterstützt wird (Hinweis: Bild ist nicht Bestandteil des
offiziellen Antrages).
Die Ratsfraktion von Bündnis 90 / DIE GRÜNEN würden sich freuen, wenn sich alle
Fraktionen geschlossen für eine verstärkte Berücksichtigung der Jugendbelange
aussprechen. Hierzu scheint es auch sinnvoll, regelmäßig den Dialog mit Kindern- und
Jugendlichen zu suchen und Probleme und Anregungen zu erörtern. Der Kreis veranstaltet
beispielsweise sogenannte JuPo´s (Jugend-Politik-Hearing).
Beschlussentwurf:
Politik und Verwaltung verstehen sich in der kinder- und familienfreundlichen Stadt
Gladbeck auch als Anwalt von Kindern und Jugendlichen. Sie werden gemeinsam die Interessen
der jungen Generation vertreten. Hierzu wird die Verwaltung u.a. beauftragt, ein erstes
Gladbecker Jugend-Politik-Hearing nach Kreisvorbild zu organisieren.
Der Ausschuss bekräftigt die Verwaltung in ihrem bereits getätigten Engagement, die
Eigeninitiative der Jugendlichen weiter positiv und unterstützend zu begleiten und an
jugendgerechten Lösungen im Einvernehmen mit dem Beschwerdeführer zu erarbeiten.
Mit freundlichen Grüßen
Mario
Herrmann
Ratsherr |
Bernd
Lehmann
Sachkundiger Bürger |
mehr zu diesem Thema:
Stellungnahme zur Abifeten-Diskussion
(14.06.2002)
"Jugend nicht aburteilen"
(12.05.2002)
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