01. September 2003
Brief an Landrat Hans-Jürgen Schnipper:
Lebensmittelkontrollen in Gladbeck

Sehr geehrter Herr Schnipper,

bei Stichprobenuntersuchungen in Supermärkten stellten Verbraucher- und Umwelt­organisationen höchst bedenkliche Pestizidrückstände auf Lebensmitteln fest. Diese hätten in vielen Fällen die zulässigen Grenzwerte überschritten. Von den Pestizidfunden überwiegend betroffen seien beispielsweise laut Greenpeace die Läden der Handels­gruppen Lidl, Rewe (Minimal, HL, Penny) und Metro (Kaufhof, Real, Extra) gewesen.

Besonders viele und hohe Pestizid-Rückstände steckten demnach in Paprika, Trauben und Erbeeren. Unter den in Trauben gefundenen Pestiziden waren die möglicherweise Krebs erregenden Stoffe Dimethoat und Ethofenprox, zudem Chlorpyriphos und Fenitrothion, die vermutlich schon in kleinsten Mengen hormonell wirksam sind und die Fortpflanzung stören. Weitere Pestizidrückstände wurden auch bei Proben von Salat, Mango, Kiwi, Zucchini und Chili-Gewürzpulver gefunden.

Nach BSE, Nikotin in Geflügel, Schweinepest und Hühnergrippe werden einmal mehr die Verbraucher in ihrem Vertrauen in die Qualität der angeboten Lebensmittel verun­sichert. Das Verbrauchervertrauen kann rückgewonnen werden, indem man den Bürgerinnen und Bürger uneingeschränkten Zugang zu Informationen über die Qualität und Beschaffenheit von Lebensmitteln ermöglicht. Entsprechende Initiativen zur Verab­schiedung eines Verbraucherinformationsgesetzes gab es sowohl von der Bundes- als auch von der Landesregierung.

Für den Bereich Gladbeck ist der Kreis Aufgabenträger der Lebensmittelkontrolle. Vor dem Hintergrund des oben aufgeführten, aktuellen Lebensmittelskandals wäre ich Ihnen daher für die Beantwortung folgender Fragen dankbar:

1) Welche und wie häufig werden Lebensmittelkontrollen im Gebiet der Stadt Glad­beck durchgeführt?

2) Wie viele Lebensmittel-Kontrolleure beschäftigt der Kreis zur Überwachung der Lebensmittelqualität in den zehn Kreisstädten?

3) Welche Möglichkeiten haben die Verbraucherinnen und Verbraucher in Glad­beck, um sich über die Qualität der Lebensmittel in „ihrem“ Supermarkt zu infor­mieren? Können die Bürger Ergebnisse über Stichproben bei Ihnen abfragen? Wenn ja, an wen müssen sie sich wenden?

4) Wurden auch in Gladbeck durch ihre Kontrolleure Pestizidreste auf Lebens­mitteln festgestellt, die die Darstellungen des Greenpeace-Berichtes bestätigen? Wenn ja, wie bewerten Sie die Pestizidfunde und welche Konsequenzen wurden gezogen bzw. welche Maßnahmen eingeleitet?

5) Dem nordrhein-westfälischen Verbraucherschutzministerium wurden bis zur Vor­lage des Greenpeace-Berichtes keine erhöhten Pestizidwerte von den Kontroll­behörden gemeldet. Trifft dies auch für den Kreis Recklinghausen zu? Werden durch den Kreis bedenkliche Lebensmittelfunde direkt an das Ministerium weiter­geleitet?

6) Gibt es auf Kreisebene Konzepte zur Erhöhung des Verbrauchervertrauens in die angebotenen Lebensmittel, beispielsweise durch eine offensive, ver­braucherorientierte Informationspolitik?

Für die Beantwortung meiner Fragen bedanke ich mich recht herzlich. Im Sinne einer bestmöglichen Information der Bürgerinnen und Bürger wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mir Ihre Antwort nicht nur schriftlich, sondern auch digital (an netzredaktion@gruene-gladbeck.de) zukommen ließen. Ihre Stellungnahme werde ich dann in unser Informationsangebot im Internet einspeisen.

Mit freundlichen Grüßen

Mario Herrmann
Fraktionsvorsitzender

 

Pressemitteilung vom 01.09.2003: GRÜNE erkundigen sich über Lebensmittelqualität

Weitere Informationen hierzu:

"Einkaufsnetz" von Greenpeace Deutschland

Greenpeace-Report: "Pestizide in Obst und Gemüse" (pdf, 277 KB)

Entwurf eines Verbraucherinformationsgesetzes

 

 

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