12. März 2003
Brief an die Vestische Straßenbahnen GmbH:
ÖPNV zum Null-Tarif

Sehr geehrter Damen und Herren,

die europäische Gesellschaft des Klimabündnisses sowie die Landesregierung haben. auch in diesem Jahr die Städte und Kommunen aufgerufen, sich an der „Europäischen Woche der Mobilität“ vom 16. bis zum 22. September zu beteiligen. In einem gemeinsamen Aufruf des Ministeriums für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie des Ministeriums für Verkehr, Energie und Landesplanung werden Einzelhandel, Kommunen und Verkehrsbetriebe motiviert, durch wegweisende Aktionen in der diesjährigen Mobilitätswoche den Einzelhandel in den Innenstädten für ihre Bürgerinnen und Bürger noch attraktiver zu gestalten und dabei gleichzeitig auf umweltschonende Formen des Einkaufsverkehrs hin zu wirken. Gemeinsames Ziel muss und soll es sein, möglichst viele Menschen möglichst umweltfreundlich zum Einkaufen in der Innenstadt zu bewegen.

Obwohl diese europaweite Aktion unter der Federführung des Klimabündnisses' dem auch die Stadt Gladbeck angehört, ein geeigneter Anlass ist, in Abstimmung mit dem örtlichen Einzelhandel für das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs zu werben, hat sich die Vestische Straßenbahnen GmbH - so mein Eindruck - mit eigenen Aktivitäten in der Vergangenheit bedauerlicherweise sehr zurück gehalten.

In der ÖPNV-Modellstadt Gladbeck sollte sich die Vestische daher unbedingt als moderner und kundenfreundlicher Verkehrsdienstleister innerhalb der „Europäischen Woche der Mobilität“ präsentieren und für ihre Angebote werben. Außerdem würde ich es begrüßen, wenn die Vestische Straßenbahnen GmbH gemeinsam mit dem Gladbecker Einzelhandel am Samstag, dem 22. September, zum kostenlosen Einkaufsbummel in die Innenstadt einlädt, also den Linienbetrieb auf Gladbecker Stadtgebiet an diesem Samstag zum Nulltarif anbietet.

Bisher wurden derartige Nulltarif-Vorschläge immer mit dem Argument zurück gewiesen, die Einnahmeverluste bzw. die hohen Kosten würden derartige Aktionen nicht rechtfertigen. Zumindest die Einnahmeverluste dürften sich jedoch in Grenzen halten, da ein Großteil der Buskunden ohnehin aus Abo-Besitzern (z.B. Ticket 2000, Monatsticket etc.) besteht. Ob zusätzliche Fahrzeuge einzusetzen wären, die zusätzliche Kosten nach sich ziehen würden, ist fraglich. Uns ist bekannt, dass ähnliche Überlegungen im Rahmen der Mobilitätswoche auch in anderen Städten angestellt werden. So steht die Stadt Rheinberg in Verhandlung mit der NIAG, um in deren Einsatzgebiet einen Schnuppersamstag zum Nulltarif durchzuführen. Erste Schätzungen haben dort ergeben, dass ein eintägiges, kostenloses ÖPNV-Angebot für einen Raum mit 300.000 Einwohnern Kosten in Höhe von 16.000 € nach sich zieht. Rechnet man diese Summe auf die Größe der Stadt Gladbeck mit seinen etwa 80.000 Einwohnern um, käme man auf theoretische Kosten in Höhe von rund 4.300,- €.

Im Hinblick auf den Nutzen eines derartigen Null-Tarif-Angebotes scheint mir dieser Aufwand äußerst gering. Ein solches Angebot würde ich daher als Maßnahme zur Wirtschaftsförderung und zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes „Innenstadt Gladbeck“ verstehen. Aber nicht nur der Einzelhandel würde von diesem attraktiven Angebot profitieren, sondern auch Sie als Verkehrsdienstleister, indem Sie mit diesem Schnuppertag Bürgerinnen und Bürger von den guten Gladbecker Takten und Ihrem Service überzeugen können. Das (auch regionale) PR- und Werbepotenzial einer derartigen Aktion ist nicht zu vernachlässigen.

Das Ministerium unserer grünen Umweltministerin Bärbel Höhn stellt für „bewusstseinsbildende Aktionen“ im Zusammenhang mit der Mobilitätswoche Fördergelder zur Verfügung. Aktionen werden mit einer Zuwendung von bis zu 2.500,- € unterstützt, womit sich Ihre Kosten weiter reduzieren ließen.

Ich wäre Ihnen daher dankbar, wenn Sie mir darstellten, in welcher Form sich die Vestische Straßenbahnen GmbH in die europäische Woche der Mobilität einbringen wird. Außerdem möchte ich Sie bitten, mir darzustellen, welche Einnahmeausfälle und zusätzliche Aufwendungen Sie bei der Durchführung eines kostenlosen ÖPNV-Angebotes am Samstag, dem 20. September erwarten würden. Eine Stellungnahme Ihres Verkehrsbetriebs zu diesem Vorschlag würde mich freuen.

Mit dem Vorschlag werde ich auch an die Werbegemeinschaft und den Einzelhandelsverband herantreten. Eine Kopie dieses Schreibens sende ich darüber hinaus der Stadtverwaltung zur Kenntnis.

Mit freundlichen Grüßen

Bernd Lehmann
Stadtverbandsvorsitzender


Mehr zum Thema "Null-Tarif":

Pressemitteilung "Zum Null-Tarif in die Innenstadt" vom 14.03.2003

Europäische Woche der Mobilität

 

 

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