17. Oktober 2001
Vollfahrzeugwerbung auf Linienbussen der Vestischen

Antrag nach § 7 GO

Sehr geehrter Herr Drews,

hiermit bitte ich Sie im Namen meiner Fraktion, den Punkt "Vollfahrzeugwerbung an Linienbussen der Vestischen" auf die Tagesordnung des nächsten Stadtplanungs- und Bauausschusses zu setzen.

Sachverhalt:

Seit Herbst 1998 setzt die Vestische Straßenbahnen GmbH Linienbusse mit sogenannter Vollfahrzeugwerbung ein. Dabei wird das gesamte Fahrzeug inklusive der Fenster mit Werbung versehen. Die hierzu verwendeten Fensterfolien führen zu einer Verdunklung des Innenraumes sowie zu einer Beeinträchtigung der Sichtverhältnisse des Fahrgastes. Nach Auffassung der Ratsfraktion von Bündnis 90 / DIE GRÜNEN steht die Vollfahrzeugwerbung damit im Widerspruch zu einer kundenfreundlichen, attraktiven Gestaltung des öffentlichen Nahverkehrs. Sie wird daher von uns abgelehnt.

In einem Schreiben an die Vestische vom 30.07.2001 wies unsere Fraktion auf unsere Bedenken bezüglich der Vollfahr- zeugwerbung sowie auf die an uns her- angetragenen Kundenbeschwerden hin und bat das Verkehrsunternehmen, Ihre Werbestrategie zu überdenken. Gleich- zeitig wurde der Kreis Recklinghausen als zuständiger Aufgabenträger mit der Bitte um Stellungnahme und mögliche Inter- vention angeschrieben (siehe Anlage).

Mit Schreiben vom 08.08.2001 recht- fertigte die Vestische den Einsatz der Vollfahrzeugwerbung mit der hierdurch erzielten Steigerung der Werbeeinnahmen um bis zu 30 %. Diese würden zur Kostenreduzierung des kommunalen ÖPNV beitragen. Absolute Zahlen (Ver- gleich von Einnahmen und Gesamtkosten- aufwand) zur objektiven Beurteilung dieser Einnahmemöglichkeit konnten uns auch auf Anfrage nicht genannt werden (Link).

Telefonisch teilte uns die Pressestelle der Vestischen Straßenbahnen GmbH am 09.10.2001 mit, dass die Geschäfts- führung in Bezug auf die Vollfahrzeug- werbung einlenke. Man werde keine neuen Fahrzeuge mehr mit ganzflächiger Werbung versehen. Die bereits einge- gangenen Verträge mit einer Laufzeit von drei Jahren könne und wolle man jedoch nicht kündigen. Die entsprechenden Fahr- zeuge werden also weiterhin ganzflächig mit Fensterfolien beschichtet.



Darstellungen von Vollfahrzeugwerbungen
Reduzierte Kompromisslösung (Linie 188) Noch genügend Licht in Linie 188

Auch der Kreis Recklinghausen wies in seinem Antwortschreiben vom 07.08.2001 auf die zusätzlichen Werbeinnahmen hin – gestand aber die bemängelte Beeinträchtigung der Fahrgäste durch die Vollfahrzeuggestaltung ein. Obwohl im 1999 durch den Kreistag beschlossenen Nahverkehrsplan Vorgaben zu Qualitätsstandards der eingesetzten Fahrzeugen getroffen werden, sieht die Kreisverwaltung keine Möglichkeit, die Vollfahrzeugwerbung im Interesse der Buskunden zu untersagen (Link).

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen in Köln teilte uns auf unsere telefonische Anfrage mit, dass es derzeit keine offiziellen Empfehlungen des Verbands zum Einsatz der Fensterfolien gäbe. Man könne jedoch davon ausgehen, dass eine Vollfahrzeugwerbung im Interesse der Buskunden zukünftig nur in Ausnahmefällen zum Einsatz kommen solle. Der Trend würde dahin gehen, den Einsatz von Fensterfolien auf den sogenannten Bereich der Sonderflächen zu beschränken (hinterer Eingansbereich / Aufstellfläche für Kinderwagen etc.). Der Anteil von Werbung solle in der Regel 30 % der Flächen nicht überschreiten. Auf der Linie 188 sind zum Teil Fahrzeuge mit dieser Flächenbeschränkung im Verkehr.

Dieser vergleichsweise moderate Einsatz der Fensterfolien scheint einen sinnvollen Kompromiss zwischen den Werbeinteressen der Unternehmen und der Komfortgewährleistung für die Kunden darzustellen. Die Stadt Gladbeck sowie der Kreis Recklinghausen sollten daher darauf hinwirken, die Vestische Straßenbahnen GmbH zu einer freiwilligen Beschränkung der Fahrzeugwerbung im Interesse der Fahrgäste zu bewegen.

Beschlussentwurf:

Der Stadtplanungs- und Bauausschuss spricht sich aufgrund der Beeinträchtigungen für die Fahrgäste gegen den Einsatz von Vollfahrzeugwerbung an Linienbussen im Gladbecker Stadtgebiet aus. Die Verwaltung wird beauftragt, gemeinsam mit der Kreisverwaltung und der Vestischen Straßenbahnen GmbH einen für alle Beteiligten hinnehmbaren Kompromiss zu bewirken. Dabei soll der mit Fensterfolien versehene Flächen an den Linienbussen deutlich reduziert werden. Diese Qualitätsvorgaben sollen in die Fortschreibung des Nahverkehrsplanes zum Schutz der Fahrgäste einfließen.

Mit freundlichen Grüßen

Bernd Lehmann
Sachkundiger Bürger
Mario Herrmann
Ratsherr


22. November 2001
Aus der Niederschrift über die Sitzung des Stadtplanungs- und Bauausschusses:

"Von Seiten der Vestischen erfolgte der Hinweis, dass 13 von rund 250 Bussen mit einer sogenannten ´Vollfahrzeugwerbung´ versehen wurden. Momentan sei keine Ausweitung vorgesehen. Ein Meinungsaustausch zu dem Thema ´Vollfahrzeugwerbung´ soll mit der geplanten Präsentation verbunden werden, die zur Linienführung über den Willy-Brandt-Platz
für Anfang 2002 vorgesehen ist."

zurück zur Startseite