11. April 2006 |
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Busliniennetz: Streichen oder zahlen!
Umstiegsbeziehungen werden kaputt geschlagen |
Beim
städtischen Busliniennetz wird es jetzt ernst: Der Kreis setzt der Stadt die Pistole auf
die Brust und fordert "Streichen oder zahlen".
Bekanntlich will der
Kreis nur noch Buslinien über die Kreis- und ÖPNV-Umlage bezahlen, die im Kreisvergleich
als akzeptabel, notwendig und wirtschaftlich erachtet werden. Alles was darüber
hinausgeht, sollen die Städte zu hundert Prozent selber zahlen. Da sich die wenigsten der
klammen Städte dies leisten können, heißt das zwangsläufig Taktausdünnung und
Angebotsstreichung. Mit einer nüchternen Email, die den Grünen vorliegt, teilt die
Kreisverwaltung jetzt der Stadt mit, welche Linien die Kreisstandard nicht mehr erfüllen.
Nach welchen Kriterien dieses Urteil gefällt wurde, bleibt aber ein Geheimnis.
Demnach sei auf den Linien 252 (u.a. nach Rentfort & Ellinghorst), 253 (u.a. nach
Butendorf, Brauck & Horst), 254 (u.a. nach Schultendorf), 257 (u.a. nach Rosenhügel)
und 258 (u.a. nach Rentfort) der 20-Minutentakt ein Luxus, der nicht gerechtfertigt sei.
Ab 2007 soll die Stadt die Mehrkosten selber tragen oder vorher den Takt auf einen
Halbstunden- bzw. Stundentakt reduzieren.
"Eine Frechheit" nennt Grünenratsherr Bernd Lehmann die Vorgehensweise des
Kreises. Nach Gutsherrenart wolle der Kreis im Hauruckverfahren den Städten eine neue
Kostenumlage auferlegen. Mitsprache oder gar Mitbestimmung scheinen dem Kreis hierbei zu
zeitaufwendig. "Wie stellt der Kreis sich das denn vor", ärgert sich Lehmann.
"Es gibt schließlich Anschlüsse und Umstiegsbeziehungen zu anderen Bus- und
Bahnlinien nach Bottrop, Gelsenkirchen und Essen, die wir sichern müssen. Man kann doch
nicht bei fünf Linien den Takt ändern und alle anderen Linien unbetrachtet lassen. Das
ist dilettantische Flickschusterei!". Ohnehin wird zur Zeit der Nahverkehrsplan für
den gesamten Kreis Recklinghausen neu aufgestellt und alle Linien und Takte neu geordnet.
Es läge nahe, die neue Regelung der Kostenumlage an die Verabschiedung des Planes zu
knüpfen. Hierauf will der Kreis aber scheinbar trotz Appell aus Gladbeck und anderen
Städten nicht warten.
"Als die Stadt Waltrop beschloss, nur noch die Hälfte der Kreisumlage zu zahlen,
empörte sich Landrat Welt über diesen Alleingang und drohte mit allen rechtlichen
Konsequenzen", so Lehmann. Andersherum habe der Landrat aber weniger Hemmungen. Da
schiebe man im Alleingang der Stadt einfach zusätzliche Kosten in Höhe von gut 180.000
Euro zu. "Wer so wenig Sensibilität an den Tag legt", meint Kommunalpolitiker
Lehmann, "der braucht sich nicht wundern, wenn in den Städten die Legitimität des
Kreises zunehmend in Frage gestellt wird. Der Landrat sägt an seinem eigenen Stuhl".

Links zu diesem Thema:
Liniennetzplan
Gladbeck (pdf, 1,5 MB)



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Angelegenheit ist Bernd Lehmann.

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