30. Januar 2003

Mehr Transparenz bei der Vergabe von Kindergartenplätzen!

„Nach der Sitzung des Jugendhilfeausschusses diese Woche gibt es nach wie vor keine genaueren Zahlen, wie viele Kinder im Gladbecker Süden keinen Kindergartenplatz haben“, bemängelt die migrationspolitische Sprecherin der GRÜNEN, Müzeyyen Dreessen, die unzureichende Transparenz bei der Vergabe von Kindergartenplätzen. Dreessen fordert daher ein einheitliches Anmeldeverfahren, welches das Jugendamt in die Lage versetzt, frühzeitig für unversorgte Kinder aktiv zu werden.

„Brauck ist nicht nur der kinderreichste Stadtteil in Gladbeck, hier leben auch die meisten Kinder mit Migrationshintergrund“, stellt Frau Dreessen fest. "Vor zwei Jahren zählte man 845 Kinder im Alter von 0 bis 5 Jahren, wobei über ein Drittel der Kinder aus Migrationsfamilien stamme. Ein ähnliches Bild ergibt sich für den Stadtteil Butendorf. Die Pisa-Studie hat gezeigt, dass Herkunft und soziale Stellung in Deutschland – anders als in anderen europäischen Ländern – eine stärkere Rolle spielen beim Zugang zur Bildung. Viele Länder schaffen es wohl besser, ihre Migranten zu integrieren, als Deutschland. Bürgermeister und Verantwortliche in unserer Stadt haben sich vorgenommen, trotz knapper Kassen, diesen Zustand - zumindest in Gladbeck - zu verbessern und haben eine Bildungsoffensive ins Leben gerufen. Förderung, Bildung und Integration müssen bereits vor der Schule anfangen! Daran müssen wir alle mitwirken, auch die Eltern natürlich."

Müzeyyen Dreesen bemängelt jedoch: "Es scheint aber seit Wochen nicht zu schaffen zu sein, dass man genauere Zahlen aus dem Gladbecker Süden ermitteln kann, wie viele Kinder noch ohne Kindergartenplatz sind. Wo ist die viel beschworene Kooperation und Zusammenarbeit?". Das integrierte Handlungskonzept für Brauck sieht einen Bedarf an Plätzen in Rosenhügel. Nun wird eine zusätzliche Gruppe im Kindergarten an der Breukerstraße eingerichtet.

"Es ist von Trägerautonomie die Rede, wenn man nach Wartelisten der Kindergärten fragt. Durch Mehrfachanmeldungen – wozu die Kindergärten Eltern oft ausdrücklich raten – sei ein Abgleich nicht möglich. Aber das unverständlichste ist für mich, dass es heißt, ausländische Namen seien auf den Wartelisten schwer zu lesen. Sind es nicht die Verantwortlichen in den jeweiligen Kindergärten, die die Anmeldung entgegennehmen?" fragt Dreesen.

Auch den freien Trägern müssten klare und nachvollziehbare Kriterien bei der Vergabe von Kindergartenplätzen abverlangt werden können. Bei 80 – 95 Prozent Förderung der freien Träger durch die Stadt, die auch von Steuern der hier lebenden Migranten finanziert wird, erscheine die Einführung eines einheitlichen, kontrollierten Anmeldeverfahrens gerechtfertigt. "Sonst entstehen Gefühle von Unrechtbehandlung, die ich tagtäglich mitbekomme, die nicht unbedingt gerechtfertigt sein müssen," stellt die GRÜNEN-Politikerin fest.

Des weiteren schlägt sie vor, die Kindergärten im Stadtgebiet in regelmäßigen Abständen einzuladen, ihre Arbeit im JHA vorzustellen: "Eine solche Vorstellung in einer Sitzung habe ich bis jetzt nur vom Kindergarten Oase erlebt. Im Bereich freier Jugendarbeit müssen die Träger immer wieder nachweisen, wofür sie sachlich und inhaltlich die öffentlichen Zuschüsse verwenden. Dies sollte auch von den Kindergärten und ihren Trägern erwartet werden. Wenn uns Bildung und Integration wirklich wichtig sind, müssen wir alle Kinder als Teil unserer Gesellschaft verstehen. Nur so können wir ihnen das Gefühl geben, dass sie dazu gehören. Die Folgen einer nicht gelungenen Eingliederung junger Menschen spüren wir alle. Ein Scheitern der Integration aufgrund formaler Vergabeverfahren muß daher ausgeschlossen werden."

Die Lösung sieht Frau Dreesen jedoch nicht darin, dass Migranten ihre eigenen Einrichtungen betreiben: "Dies würde zu einem noch stärkeren Nebeneinander als Miteinander führen!"

Müzeyyen Dreesen
Migrationspolitische Sprecherin

 

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