21. Januar 2003

Folgen des Metrorapids in Gladbeck bereits spürbar!

Leicht besorgt verfolgen die Gladbecker GRÜNEN die aktuellen Überlegungen der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei zur Finanzierung des Metrorapid im Ruhrgebiet. Sie befürchten mittel- bis langfristig fatale Auswirkungen auf die Entwicklungsspielräume für den Ausbau des Nah- und Regionalverkehrs im Emscher-Lippe-Raum. „Schon heute konkurrieren die Städte und Regionen um die knappen Landeszuschüsse“, beschreibt Stadtverbandssprecher Bernd Lehmann den eingeschränkten Haushaltsrahmen. Wenn die SPD von der Koalitionszusage abrücke, keine Landesmittel in den Bau der Metrorapid-Trasse fließen zu lassen, drohe sich der Entwicklungsstau im Netz der Emscherregion weiter zu verschärfen.

Bereits vor einem Jahr mobilisierten die Gladbecker die grünen Stadt- und Kreisverbände zwischen Emscher und Lippe, um den Blick weg von Hochgeschwindigkeitsträumen hin zur traurigen Nahverkehrswirklichkeit im Ballungsrand zu lenken. Denn abseits der großen Ruhrgebietsmetropolen sorgen sich die GRÜNEN um Streckenstilllegungen, um Langsamfahrstrecken, um Taktausdünnungen und verwahrloste Haltepunkte. Anlass der gemeinsamen Initiative der GRÜNEN im Emscher-Raum war die von der Kreisverwaltung Recklinghausen vorgesehene Stilllegung der Regionalbahn 43 zwischen Dortmund und Dorsten. Der grüne Widerstand zeigte Erfolg: der Verkehrsverbund verlängerte die Bestellgarantie entlang der Strecke und sicherte damit die Anbindung der kleineren Hellwegstädte an Großzentren wie Dortmund und Bochum.

„Will man die Fahrgastprognosen des Metrorapid wirklich erfüllen, dann wird man auf die Pendler aus dem Emscher-Lippe-Raum nicht verzichten können“, bestätigt Grünensprecher Lehmann Pressemeldungen des VRR-Zweckverbandsgeschäftsführers Hubert Gleixner. Dieser hatte in jüngsten Berichten der Tagespresse insbesondere auf Missstände entlang der wenigen Nord-Süd-Verbindungen beispielsweise von Borken über Gladbeck nach Essen hingewiesen. Eine Einbindung dieser immer noch eingleisigen Regionalstrecken in die dichte Taktplanung des Metrorapids sei kaum möglich.

Aber nicht nur die Anschlüsse an die Metrorapid-Trasse bereiten dem Gladbecker Stadtverband sorgen. Bereits für das letzte Jahr war der Beginn der Umbauarbeiten für den Bahnhof Gladbeck-West vorgesehen. Seit Jahren warte man auf die notwendigen Anpassungen an den S-Bahnbetrieb sowie auf die bauliche Verknüpfung mit den Buslinien. Doch Kürzungen der Regionalisierungsmittel hatten zur Folge, dass sich die Bauarbeiten ein weiteren Mal auf den Sankt Nimmerleinstag verschieben.

Damit bekommen die Gladbecker Pendler zum ersten Mal die Auswirkungen des Transrapidprojekts zu spüren. Denn längst wird nicht mehr abgestritten, dass die Zusammenstreichungen der Regionalisierungsmittel, auf die die Bahn und die Stadt für den Umbau des Gladbecker S-Bahnhofes zwingend angewiesen sind, u.a. in Zusammenhang mit den Planungen für den Metrorapid stehen. Die „Vorfinanzierung“ der Metrorapidplanung band allein 2002 dringend benötigte ÖPNV-Mittel in Höhe von 37 Mio. Euro! „Wenn dies erst die Vorboten des Milliardenlochs Metrorapid sind“, orakelt Lehmann, „dann brauchen wir in Gladbeck gar nicht mehr den schönen Hoffnungen an einen Innenstadtbahnhof nach zu hängen“. Denn genau wie beim Bahnhof West ist man bei der für 2004 vorgesehenen Verlegung des Haltepunktes Ost auf Landeszuschüsse angewiesen.

Die Pläne der Stadtverwaltung zur Attraktivierung des Gladbecker Schienennetzes, die auf großen Zuspruch der GRÜNEN stießen, waren ehrgeizig: im Investitionsprogramm ist hier der Neubau weiterer Haltepunkte in Butendorf und Zweckel geplant. Angesichts der kostspieligen Konkurrenz im Ballungskern schwinden nach Ansicht der GRÜNEN jedoch die Realisierungschancen. „Laut der Zeitschrift Capital fährt der Metrorapid jährlich ein Defizit von 90 Millionen Euro ein“, untermauert Lehmann abschließend die düsteren Aussichten mit nüchternen Zahlen. „Zum Vergleich: für das gesamte Gladbecker Bus- und Bahnangebot muss die Stadt einen jährlichen Betrag in Höhe von knapp 2,1 Mio aufbringen. Mit dem Defizit des Metrorapids nur eines Jahres, könnte die Stadt Gladbeck ihr ÖPNV-Angebot demnach theoretisch für über 40 Jahre finanzieren“. Auch dies solle man berücksichtigen, wenn man von der "Effizienz" der Magnetschwebetechnik schwärme.

Bernd Lehmann
Stadtverbandssprecher

 

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