09. August 2002
Offener Brief
an die nicht besetzte Agenda-Stelle Sehr geehrte, fiktive Agenda-Beauftragte,
über zehn Jahre ist es nun her, dass sich unsere Stadt im Bündnis mit inzwischen über
tausend anderen europäischen Städten und Gemeinden mit Ihrer Unterschrift dem Schutz des
Weltklimas verpflichtete. In dem Manifest des Klima-Bündnisses hieß es damals: "Wir
europäischen Städte bemühen uns, durch Senkung des Energieverbrauchs und die
Verringerung des motorisierten Verkehrs dazu beizutragen, dass die Belastung der
Atmosphäre abnimmt und dadurch die Lebensbedingungen für zukünftige Generationen
erhalten bleiben".
Doch Papier und Manifeste sind bekanntlich geduldig und so bedurfte es nur 10 Jahre, um
den Wert der Gladbecker Unterschrift zu entlarven. Denn eine Unterschrift alleine trägt
nicht zum Klimaschutz bei. Die Person, die in Gladbeck das ehrenhafte Ziel verfolgen soll,
auch unseren Kindern eine lebenswerte und intakte Umwelt zu übergeben, gibt es seit einem
Jahr nicht mehr. Unter Missachtung von Ratsbeschlüssen blockiert die Verwaltungsspitze
den Agenda-Prozess und setzt damit auf lokaler Ebene ein trauriges Zeichen wenige Wochen
vor dem Weltklimagipfel in Johannesburg.
Während die Wiederbesetzungssperre für den Chauffeur des Bürgermeisters per
Dringlichkeitsentscheid aufgehoben wurde, existieren Sie, verehrte, fiktive
Agenda-Beauftragte, leider nach wie vor nur in den politischen Beschlüssen des
demokratisch gewählten Rates. Und so blicken wir voller Neid in unsere Nachbarstädte
nach Marl und Gelsenkirchen, wo die Agenda-Büros wichtige Arbeit an den Kindergärten und
Schulen leisten. Dort sammeln Hunderte von Kindern grüne Meilen auf ihren täglichen
Wegen und leisten damit einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz. "Mit viel Spaß und
Bewegung erkunden sie eine Woche lang ihre Alltagswege und behandeln dabei spielerisch das
Thema nachhaltige Mobilität. Sie erleben, wie mobil sie auf leisen Schuhsohlen oder
sausenden Rollerreifen sind und erfahren, dass sie damit gleichzeitig das Weltklima
schonen", heißt es auf der Internetseite unter www.kinder-meilen.de. Gerne hätten wir uns auch an der Aktion
"Auf Kinderfüßen durch die Welt beteiligt", aber unser Bürgermeister hält
Ihre Stelle für obsolet.
"Global denken, lokal handeln" war der Anspruch, der die Städte und Gemeinden
in Europa vor gut 10 Jahren beflügelte. Die Taten sind in Gladbeck ins Stocken geraten.
Ich habe aber immer noch die Hoffnung, dass sich unsere Stadt ihrer globalen Verpflichtung
stellt und wir schon bald nach Johannesburg wieder gemeinsam mit Ihnen, die lokalen
Aufgaben anpacken.
Mit freundlichem Gruß
Bernd Lehmann
Bundestagskandidat / Stadtverbandssprecher
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