09. Juni 1999
Nutzungskonzept für das Postgebäude

1. Nutzungsvorschlag

2. Lage des Gebäudes, Umfeld, Verkehrsanbindungen, Größe

3. Renovierung durch Verbundmaßnahme mit arbeitslosen Jugendlichen

4. Anschlussnutzung für Haus der VHS, Jovy-Villa, Fritz-Lange-Haus

1. Nutzungsvorschlag

Volkshochschule

Die Volkshochschule hat in ihrem Hauptgebäude lediglich einen Unterrichtsraum, einen "Saal", einen EDV-Raum und im Keller zwei Werkräume zur Verfügung. Im Fritz-Lange-Haus - übrigens auch einem alten Postgebäude - gibt es einen EDV-Raum, drei akzeptable und drei eher minderwertige Unterrichtsräume. Das führt dazu, daß die VHS einen Großteil ihres Unterrichts in Schulen und an anderen Orten durchführen muss. Durch die Zersplitterung des Angebotes auf viele Orte ist es nur sehr schwer möglich, unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der VHS eine Identifikation mit dieser Einrichtung zu erzeugen.

Insbesondere im Vormittagsbereich hat die Volkshochschule Raumnot, weil dann die Klassenräume der Schulen nicht zur Verfügung stehen. Auch für die Durchführung von Arbeitsamtsmaßnahmen mit Jugendlichen stehen vormittags nur eingeschränkt Räume zur Verfügung. Der zunehmend wachsende EDV-Bereich der VHS kann nur durch einen zusätzlichen EDV-Raum entwicklungsfähig bleiben. Die Verlegung der EDV-Unterrichtsanlagen in ein Gebäude würde zur optimalen Auslastung der Kapazitäten führen.

Der Kreativbereich ist zur Zeit im Keller der VHS untergebracht. Für alle Techniken, die dort unterrichtet werden, ist die Bereitstellung von Kunstlicht erforderlich. Insbesondere für Zeichen- und Malkurse kann dieser Zustand nur als Provisorium betrachtet werden. Außerdem fehlen Nebenräume, in denen halbfertige Arbeiten zwischengelagert werden können. Manche Techniken - wie zum Beispiel Plastisches Gestalten mit anderen Werkstoffen als Ton - sind aufgrund der räumlichen Situation nicht durchführbar.

Die VHS bietet seit Jahren eine Kinderbetreuung im Vormittagsbereich an. Junge Mütter - auch nicht-deutsche -, die als Teilnehmerinnen oder Kursleiterinnen die VHS besuchen, nehmen diesen kostenpflichtigen Service wahr. Leider muss dieser Dienst in Ermangelung geeigneter Räume im Mikado stattfinden. Die Mütter hätten ihre Kinder jedoch gerne in ihrer Nähe, d. h. im selben Haus wie der besuchte Kurs. Auch diese Vorstellung lässt sich in der „Alten Post“ realisieren.

Arbeitsamtsmaßnahmen der Volkshochschule

Die notwendigen Maßnahmen für arbeitslose Jugendliche belegen im Vormittagsbereich mehrere der wenigen eigenen Unterrichtsräume der VHS. Für diese Kurse wäre ein anderes Ambiente mit Neben- und Aufenthaltsräumen eigentlich unverzichtbar. Die Jugendlichen haben den ganzen Vormittag Unterricht und müssen sich in den Pausen im Treppenhaus oder vor der VHS aufhalten. Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt, die Rationalisierungsabsichten auch auf dem Dienstleistungssektor mit immensem Personalabbau lassen den Schluss zu, dass die VHS als Einrichtung der beruflichen Weiterbildung in diesem Feld weiterhin und sehr wahrscheinlich noch stärker eingebunden werden muss.

Bewerbungscenter

Volkshochschule und Arbeitsamt betreiben seit fast einem Jahr das Bewerbungscenter im Fritz-Lange-Haus. Die Einrichtung beschäftigt zwei Mitarbeiterinnnen, die zur Zeit in einem ehemaligen Abstellraum im zweiten Stock des Fritz-Lange-Hauses untergebracht sind. Auch hier kann konstatiert werden, dass diese wichtige Einrichtung unangemessen untergebracht, ja quasi versteckt wird. Eine angenehmere Präsentation des Bewerbungscenters führt zu noch größerer Frequentierung durch die Bevölkerung. Durch die Landesfinanzierung dieses Projektes werden anfallende Mehrausgaben ausgeglichen.

Jugendkunstschule

Die Jugendkunstschule hatte einen erfreulich guten Start. Sehr viele Kurse sind ausgebucht und es gibt Wartelisten. Will man künftig neue Angebote nachfrageorientiert planen, sind weitere Unterrichtsräume nötig. Die VHS - in der derzeit im Nachmittagsbereich die Kurse der Jugendkunstschule stattfinden - kann keine weiteren Kapazitäten bereitstellen. Doch gerade dieses jüngste Kind der Gladbecker Kulturpolitik gilt es zu fördern. Die Jugendkunstschule braucht gut ausgestattete Unterrichtsräume mit ausreichenden Lagerflächen. Die Kellerräume im Haus der VHS können eigentlich nur als Notlösung betrachtet werden. Die gewaltigen Räume mit hohem Lichteinfall, die das Postgebäude bietet, sind für Kunstkurse hervorragend geeignet.

Musikschule

Auch der Unterricht der Musikschule konzentriert sich im wesentlichen auf den Nachmittagsbereich. Unterrichtsräume, die dann durch VHS und Jugendkunstschule nicht genutzt werden, kann die Musikschule belegen. Gleichzeitig hätte dies den Effekt, dass es zu Begegnungen zwischen Schülern der Musik- und Jugendkunstschule kommt, was künftig zu gewünschten inhaltlichen Synergieeffekten führt.

Fremdnutzung

Bei entsprechendem Umbau des Gebäudes lassen sich attraktive Räume schaffen, die auch die Nutzung durch andere Organisationen denkbar erscheinen lassen. Insbesondere die Kellerräume könnten Gladbecker Bands als Proberäume angeboten werden. Die jetzige Schalterhalle kann zu einem Mehrzwecksaal für ca. 200 Besucher werden. Dem Saal kann ein Cafe´ angeschlossen sein, das tagsüber den VHS- und Jugendkunstschulteilnehmern zur Verfügung steht. Abendveranstaltungen können durch eine Bewirtung ergänzt und aufgewertet werden.

2. Lage des Gebäudes, Umfeld, Verkehrsanbindungen, Größe, Möglichkeiten

Das derzeitige Postgebäude zeichnet sich durch eine hervorragende Innenstadtlage aus. Das Gefälle der Postallee und die Höhenposition des Gebäudes lassen jedoch eine Nutzung z.B. für den Einzelhandel kaum zu: Hier ist in der Regel ein ebenerdiger Hauptzugang erforderlich. Für die oben angedachte andere Nutzung ist dieses Kriterium jedoch von untergeordneter Bedeutung.

Auf dem derzeitigen Posthof ist eine ausreichende Parkraumfläche vorhanden, die durch die optimale Verkehrsanbindung durch den ÖPNV ergänzt wird. Die wichtigsten Busverbindungen sind in ca. 200 Meter Entfernung erreichbar. Das Gebäude bietet auf 3 bis 4 Etagen, die über zwei Treppenhäuser erreichbar sind, sowie durch einen großen Anbau (Paketannahme) einzigartige Möglichkeiten für die Hauptnutzung durch VHS und Jugendkunstschule.

Im Dachgeschoss lässt sich durch großzügige Verglasung des Daches oder der Giebel der nötige Lichteinfall für Kreativkurse wie z. B. Zeichnen und Malen schaffen. In der derzeitigen Paketverladung könnten Werkräume für Keramik, Druck, Holz- und Steinarbeiten entstehen. Der riesige Keller des Gebäudes bietet, sofern keine andere Nutzung erforderlich wird, Flächen an, die als Proberäume für Nachwuchsbands Verwendung finden können.

3. Renovierung durch Verbundmaßnahme mit arbeitslosen Jugendlichen

Auch bei der Renovierung des Gebäudes könnte man neue Wege gehen: Ein Novum für Gladbeck ist es zum Beispiel, wenn die verschiedenen Berufsbildungszentren in einer Verbundmaßnahme mit arbeitslosen Jugendlichen das Postgebäude umbauen und renovieren würden. Dafür müßte gemeinsam mit der Arbeitsverwaltung ein zweijähriges Projekt zusammen mit dem "BFW" Vöinghof, dem Kotten Nie, dem Jugendamt und der VHS konzeptioniert werden. Neben einer Kostenreduzierung hätte das Projekt großen Nutzen durch die entstehende Identifikation der Jugendlichen mit dem Gebäude.

4. Anschlussnutzung für Jovy-Villa und Fritz-Lange-Haus

Würde die Volkshochschule ihr Hauptgebäude und die Räume im Fritz-Lange-Haus freiziehen, bieten sich hier verschiedene Nutzungen an. Bedarf aus dem Bereich der ehrenamtlichen Tätigkeit kann hier gedeckt werden. Das Fritz-Lange-Haus würde eine Aufwertung als Haus der Senioren erfahren und zielgruppengerechter ausgestattet werden. Im Gebäude der Volkshochschule - der ehemaligen Jovyvilla - ließe sich z. B. das Standesamt unterbringen: Trauungen könnten in einem ansprechenden Ambiente stattfinden. Denkbar ist aber auch eine Nutzung als repräsentative Begegnungsstätte für auswärtige Gäste, als Sitz des Amtes für Wirtschaftsförderung oder sogar - in Kooperation mit namhaften Firmen - einer Wirtschaftsförderungsgesellschaft, als Haus des Sportes mit Sportamt und Sportvereinen oder als Sitz eines überregionalen öffentlichen oder privaten Bildungsinstituts. Auch für Ärzte könnte das Haus durchaus geeignete Praxisräume bieten.

Mit freundlichem Gruß

Mario Herrmann


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