08. Juli 2005 |
zurück
|
Schreiben an Harald Hofmann, Erster Werksleiter des ZBG
Einsparpotenzial durch
Pflanzenölbetrieb |
Sehr geehrter Herr
Hofmann,
mehrfach hatte meine Fraktion im Umwelt- und im Werksausschuss in der Vergangenheit
versucht, biogene Kraftstoffe als ökologische und wirtschaftliche Alternative für die
kommunale Fahrzeugflotte ins Gespräch zu bringen. Dies vor dem Hintergrund stetig
steigender Rohölpreise, die längst ein wirtschaftliches Risiko in der Unternehmens- bzw.
Haushaltsplanung darstellen. Der wiederholte Vorschlag meiner Fraktion war, alternativ den
Betrieb mit Pflanzenöl (naturbelassenem Rapsöl) in Betracht zu ziehen. Bewusst oder
unbewusst wurde jedoch regelmäßig nur der Einsatz von Rapsmethylester (RME), sprich
Biodiesel, geprüft, welches sich aufgrund seiner aggressiven Eigenschaften und der
Koppelung an den Rohölpreis als Alternative weniger anbietet.
Zwischenzeitlich hat der Umweltausschuss sich dazu entschieden, bei Neubeschaf-fungen von
Fahrzeugen auf Gas zu setzen. Obwohl es sich hierbei auch um einen fossilen Rohstoff
handelt, dessen Preisentwicklung in der Vergangenheit ebenfalls deut-liche Zuwächse
verzeichnet hat, bietet der Gasbetrieb aufgrund seiner positiven Emissionseigenschaften im
innerstädtischen Verkehr Vorteile, die wir begrüßen.
Hinsichtlich der Zielsetzungen, deutliche Einsparungen bei den Kraftstoffkosten sowohl
für den Eigenbetrieb als auch für die Stadt Gladbeck zu erzielen, kann die Festlegung
auf den Gasbetrieb als suboptimale Lösung betrachtet werden vor allem da eine
Um-rüstung der vorhandenen Fahrzeuge aufgrund des unrentierlichen Aufwandes ausscheidet.
Für den Pflanzenölbetrieb können Dieselfahrzeuge nach Angaben von Her-stellern und des
Landwirtschaftsministeriums NRW relativ problemlos umgerüstet werden. Die Umrüstung kann
mit Hilfe von Bausätzen auch von der eigenen Werkstatt vorgenommen werden. Da der
Literpreis von Pflanzenöl sich unter 62 Cent bewegt, amortisieren sich die Umrüstkosten
sehr schnell.
Laut MUNLV NRW ist eine dauerhafte, nennenswerte Verteuerung von Rapsöl nicht zu
erwarten, da eine gesteigerte Nachfrage die Erhöhung der Anbauflächen und zusätzliche
Importe aus den EU-Beitrittsländern bewirken wird. Anders als Biodiesel ist Pflanzenöl
nicht an den Weltmarktpreis für Rohöl gehoppelt, sondern orientiert sich an den
Lebensmittelmarktpreis. Pflanzenöl wird nach wie vor als Nahrungsmittel eingestuft und
wird deshalb nur mit einer Mehrwertsteuer von 7 Prozent besteuert. Von der
Kraftstoff-besteuerung ist Pflanzenöl noch mindestens bis Ende 2009 befreit.
Anfang des Jahres hatte das MUNLV NRW ein Förderprogramm verabschiedet, mit dem die
teilweise und vollkommene Umstellung kommunaler Fahrzeugparks auf den Betrieb mit
Pflanzenöl bezuschusst wird. Gefördert wurden nicht nur die Umrüstungs-kosten sowie die
Kosten für die Herstellung der Lagerung, sondern auch Kosten für Versicherungen gegen
mögliche Motorschäden. Förderanträge können bis zum 15. August eingereicht werden. Ob
dies auch nach dem Regierungswechsel noch Gültigkeit hat, ist mir nicht bekannt.
Vor dem dargestellten Hintergrund halte ich es insbesondere in wirtschaftlicher Hinsicht
weiterhin für sinnvoll, den Einsatz von Pflanzenöl als Kraftstoff ernsthaft in Betracht
zu ziehen.
Die wichtigsten Vorteile des Pflanzenölbetriebs lassen sich wie folgt auflisten:
deutliche Reduktion
der Kraftstoffkosten (keine Kraftstoffbesteuerung)
gleichbleibende
Leistung (Energiewert von Pflanzenöl und fossilen Diesel ist annährend gleich)
keine
Gefahrenauflagen bei der Lagerung von Pflanzenöl (keine Gefahrstoff- oder
Wassergefährdungsklasse) und damit geringere Ver- und Absicherungsnotwendigkeit
vergleichbar geringer
Umrüstungsaufwand und schnelle Amortisation (Umrüs-tung in eigener Werkstatt möglich)
weiterhin Betrieb mit
fossilen Dieselkraftstoff sowie Beimischung in jedem beliebigen Verhältnis möglich
regionale
Wirtschaftskreisläufe sowie Stärkung des landwirtschaftlich geprägten Kreises
Recklinghausen
Reduktion des
klimaschädlichen CO2-Ausstoßes um ca. 78 Prozent (unter Berücksichtigung aller direkten
und indirekten Aufwendungen, die zur Herstellung von Rapsöl notwendig sind)
hoher Image- und
PR-Faktor
Ausführliche
Unterlagen von Umrüstungsfirmen sowie zu dem Landesförderprogramm füge ich meinem
Schreiben zu Ihrer Information bei und verbleibe
Mit freundlichen Grüßen

Links zu diesem Thema:
Verwaltungsvorlage für den
Betriebsausschuss vom 14.08.2006 (pdf, 1,8 MB)
Fragen
und Antworten zum Thema Biotreibstoffe (pdf, 227 KB)
Infos
zum Thema Biotreibstoffe der Fa. Elsbett (pdf, 124 KB)
Kurzpräsentation zum Thema Biotreibstoffe der Fa. Elsbett (pdf, 971 KB)
Beteiligung
der Energieagentur gemäß Beschluss des Umweltausschusses (pdf, 13 KB)



Diskutieren Sie mit uns über
dieses Thema? Gelegenheit zur Meinungsäußerung haben Sie in unserem Forum.
Oder treten Sie direkt
persönlich mit uns in Kontakt! Ihr Ansprechpartner in dieser Angelegenheit ist Bernd Lehmann.


|